Ich bin 1961 mit dem Down-Syndrom (Trisomie 21) auf die Welt gekommen. Dabei ist durch eine genetische Fehlbildung das 21. Chromosom dreifach statt nur zweifach vorhanden. Zunächst war meiner Familie gar nicht bewusst, dass ich diese Besonderheit habe. Heutzutage, in Zeiten von Präimplantationsdiagnostik und dem medizinischen Fortschritt scheint das kaum noch möglich, obwohl die Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit Trisomie 21 zu bekommen, bei etwa 1:500 liegt.

Meinem Großvater fiel als erstes auf, dass ich anders war als andere Kinder und bemühte sich um Informationen zu dem sogenannten Down-Syndrom und darum, dass ich eine möglichst "normale" Kindheit und Schulzeit erleben durfte.

Zunächst ging ich auch auf eine gewöhnliche Grundschule, doch schließlich wurde ich auf einer speziellen Schule für Menschen mit Lernschwierigkeiten und geistiger Behinderung aufgenommen. Nach der Schule fing ich an, in den Einrichtungen der "Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e.V." zu arbeiten und bin auch heute noch in einer Lebenshilfe-Werkstatt bei München tätig.

Zuhause bei meinen Eltern wuchs ich sehr behütet auf und war das Nesthäkchen der Familie. Doch Anfang der 1990er Jahre verstarben meine Eltern unerwartet kurz hintereinander, so dass ich mein gewohntes Umfeld verlassen musste. Dabei ist gerade für mich ein geregelter Tagesablauf mit festen Strukturen und Bezugspersonen sehr wichtig. Nach längerem Kampf mit den Behörden gelang es meinem Bruder Gerd und dessen Mann Udo, mir in München ein neues Zuhause zu geben. Seither leben wir zu dritt in einer Männer-WG.

Mein Bruder und seine Freunde ermöglichten mir auch meinen großen Traum, Schauspieler zu werden. Ich wollte vor der Kamera stehen und berühmt werden! Das habe ich doch geschafft, oder? Ich zeige der Welt, dass es sich lohnt, mit Behinderten zusammen zu leben und zu arbeiten. Nur weil ich das Down-Syndrom habe, möchte ich nicht als Nichtskönner abgestempelt werden. In Vorbereitung auf meine Rollen werde ich regelmäßig von einer Logopädin und Schauspieltrainerin geschult, um mein Stottern zu verbessern. Dies hilft mir natürlich auch im Privaten - ich bin selbstbewusst und schlagfertig, weil ich mich ausdrücken kann.

Leider gibt es natürlich auch heute noch Menschen, die auf mich und andere Behinderte auf der Straße mit Abneigung oder Mobbing reagieren, das ist schade! Aber ich bin froh, meine Träume wahr machen und mit vielen tollen Schauspielern arbeiten zu können - trotz und wegen des Down-Syndroms!

Allen Menschen mit Trisomie 21 möchte ich sagen: Es lohnt sich zu kämpfen! Waren Eltern und Lehrer früher schon froh, wenn wir ein paar Wörter lesen und schreiben konnten, so haben wir doch noch viel mehr Möglichkeiten.

Wie mein Alltag so aussieht, hat mein Bruder Gerd in seinem Buch aufgeschrieben. Schaut doch mal rein!

Weitere Informationen zum Down-Sydrom sind zum Beispiel bei Wikipedia zu finden.
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